Die große Fanrunde, auch der runde Tisch genannt, wurde vor ca. 8 Jahren von einem Fan ins Leben gerufen. Grund dafür war ein Konflikt innerhalb der Fanszene und man versuchte mit den involvierten Parteien durch Gespräche eine Lösung zu finden bzw. zu schlichten. Stattgefunden hat das damals beim SCD. 

Kurze Zeit später zog man Vertreter des Vereins hinzu und im Laufe der Zeit übernahm der Verein die Organisation und somit auch die Einladung zu diesem Austausch der organisierten Fanszene. Neben den Dachverbänden und Ultragruppierungen wurden überwiegend Fanclubs und lose Gruppen, die Auswärts eine größere Präsenz zeigten, eingeladen. Damals hatte man sich bewusst gemeinsam dafür ausgesprochen, keine engagierten Einzelpersonen mit in den Austausch zu nehmen. Man befürchtete eine zu große Diversität und vielleicht wollte man auch nicht jedem eine Plattform auf dieser Ebene geben.

Thematisch gibt es eigentlich keine Grenzen. Die Runde beschäftigt sich mit Vereins- und Fanpolitischen Themen, sowie mit Konflikten innerhalb der aktiven Fanszene. Sicherlich hat man den Namen „runden Tisch“ bewusst ausgewählt, um hier keine Hierarchien zu fördern, sondern auf eine Gleichberechtigung aller Teilnehmer zu setzen. Man setzt auf Dialog und Engagement der Fans.

Im übrigen ist es seit dieser Saison eine Voraussetzung für die Lizenzierung, einen Club-Fan-Dialog zu führen und diesen auch zu dokumentieren. Dieses ist erstmalig bei unserer Fortuna am 28.10.2022 geschehen. Soweit mir bekannt, gibt es aus den Jahren zuvor keine öffentlichen Zusammenfassungen. 


Wer möchte, kann sich HIER über die Richtlinien für die Ausgestaltung und Durchführung des Club-Fan-Dialogs informieren. 


Nun ist dieses Format in einer Zeit entstanden, in der wir bei unserer Fortuna ein komplett anderes Fan-Umfeld hatten, das sich bis zum heutigen Tag dramatisch geändert hat. Durch die immer größere Entfremdung des Fußballs von seiner Basis ist von unserer einst sehr aktiven Fanszene so gut wie nichts mehr geblieben. Massen wenden sich von der Fortuna ab. Die Pandemie hat sicherlich einen weiteren Beitrag zu dieser rasanten Entwicklung beigetragen. Auch die Führung des Vereins hat über Jahre diese Tendenz verstärkt. Seit ewigen Zeiten findet des Vereins mit seinen Mitgliedern statt und wenn, nur mit einem sehr kleinen elitären Kreis.

Anfang 2023 wird mein Blog Fortuna Brötchen 10 Jahren alt und ich habe in dieser Zeit auf allen Ebenen des Vereins und der Fanszene Einblicke bekommen. Durch meine Beiträge versuche ich, meinen Teil zur Fankultur in Düsseldorf beizutragen und zu gestalten. 

Seit etwa 3-4 Jahren interessiere ich mich für die Arbeit der großen Fanrunde, die mir bis dato immer als ziemlich geheimnisvoll vorkam . Ich fragte mich, wie man Teilnehmer dieser Plattform wird. Über die Gruppe, mit der ich zu Auswärtsspielen fuhr und die regelmäßiger Bestandteil des runden Tisches war, kam ich in den Genuss, mich 1-2 mal in diese Runde einzuschmuggeln. 

Mir schien es nicht so, als würde sich jemand daran stören, da ich eh ein Bestandteil der Fanszene war. Trotzdem übte ich immer wieder Kritik gegenüber dem Verein an der Form dieser Runde. Aus meiner Sicht schien mir das Format nicht breit genug aufgestellt zu sein. Es gab und gibt kein Abbild der Vielfalt der aktuellen Fanlandschaft in Düsseldorf.

Die Fanbetreuung des Vereins versuchte, mir eine Lösung vorzuschlagen. Ich solle mich beim SCD engagieren, um so tiefer mit den Fanthemen vertraut zu werden. Ich möchte hier nicht auf die Entwicklung des SCD der letzten Jahre eingehen, aber das kam für mich schon aus rein zeitlichen Gründen nicht in frage. Das hätte für mich geheißen, mich zu entscheiden: Fortuna Brötchen oder der SCD. Beides hätte ich niemals zeitlich geschafft, zumal ich zu dieser Zeit große Projekt mit meinem Blog plante. Außerdem hätte diese Funktion keinen Einfluss an einer Teilnahme gehabt. So wie mir bekannt ist, dürfen nur 2 Teilnehmer pro Gruppe teilnehmen. 

Im Sommer 2021 wurde ich anlässlich des Positionspapiers zur WM in Katar in die Fanrunde eingeladen, um hier unsere gemeinsame Arbeit mit dem Verein, den Gruppierungen und den Dachverbänden zu präsentieren. Als der Initiator der Initiative hatte ich wohl ein Recht auf die Teilnahme. Ob damals über meine Teilname abgestimmt wurde, darüber liegen mir keine Informationen vor.

Das Positionspapier wurde nach Veröffentlichung viel kritisiert, unter anderem gerade wegen zu wenig Transparenz gegenüber den anderen Mitgliedern und Fans. Besonders wurde hier der runde Tisch kritisiert.

Anfang 2022 stellte sich der neue Vorstand der Runde vor und ich nutze wieder die Möglichkeit, mich über Umwege in den Dialog einzuschmuggeln. In diesem Austausch betonte ich erneut meine Kritik an dieser Runde und legte auch offen, das ich eigentlich keine Berechtigung hätte, an diesem Gespräch teilzunehmen. Herr Jobst sicherte mir damals persönlich zu auch für mich eine Lösung zu finden. Wie man sich nun denken kann, hat das nicht funktioniert. 

Ende Oktober fand ein weiterer Fan-Club-Dialog statt, unter anderem mit dem Thema Katar und dem Alternativprogramm zur WM. Ich als Initiator des Positionspapiers zu Katar und als einer der ersten Aktiven in der sehr erfolgreichen Initiative Boycott Qatar 2022 durfte nicht an dieser Runde teilnehmen. Das stieß bei mir auf Unverständnis und zeigte mir die verbohrte Haltung dieses Formats.

Darauf hin veröffentlichte ich einen völlig absurden Text auf Facebook und teilte dem Verein mit, dass Fortuna Brötchen nun Fortuna Brötchen International heißt und aus 2 Mitgliedern besteht. Auf Grund dieser Tatsache würden „wir“ jetzt zu der organisierten Fanszene gehören und somit die Standards der großen Fanrunde endlich erfüllen. 

Fortuna Brötchen International

Während eines Auswärtsspiels in Hannover erfuhr ich von der Fanbetreuung, wie mit diesem „Antrag“ umgegangen wird. Bei einem nächsten Treffen der Runde würde über meinen Antrag abgestimmt werden und, sollte dem zugestimmt werden, würde ich zu einem nächsten runden Tisch eingeladen. Nebenbei unterstellte man mir noch Methoden, wie sie Red Bull Leipzig praktiziert. Diese „RB-Spielchen“-Rhetorik zeigte mir deutlich, dass man absolut nicht gewillt ist, in einen Dialog zu treten, und sich nie wirklich mit der Philosophie meines Blogs auseinander gesetzt hat. Dieses informelle Gespräch wurde später auf Nachfrage offiziell bestätigt. Man teilte mir mit, dass bereits im Vorfeld mein Antrag abgelehnt wurde; also nicht erst nach einer Ablehnung in der großen Fanrunde, sondern schon vorab. Außerdem sollte ich von weiteren Anfragen absehen.

Es ist aus meiner Sicht traurig, wie destruktiv hier gehandelt wird. Man ignoriert eigentlich die Vorgaben aus den Club-Fan-Dialog-Richtlinien, in denen nichts davon steht, dass sich Personen bewerben müssen oder aus der Runde vorgeschlagen werden sollen. Es ist auch nichts zu finden über Wahlen, die Jemanden zur Teilnahme berechtigen. Selbst wenn dies Vorschrift wäre Vorschrift wäre, ist es aus meiner Sicht der falsche Weg. 

Mal ganz ab davon sollte Fanarbeit und Fanpolitik immer proaktiv und lösungsorientiert fungieren und sich nicht nur auf einen kleinen Teil des Fan Umfeldes bewegen. Aber auch auf dieser Ebene wird leider das Bild „guter Fan und schlechter Fan“ praktiziert.

Ich bin sicherlich kein einfacher Zeitgenosse, der auch gerne kritisiert und klar seine Meinung vertritt, aber nie auf eine böswillige, vorsätzliche Art. Ich gehe auf Menschen zu und höre, was sie zu sagen haben. Selbst mit Kritikern meiner Arbeit von Fortuna Brötchen finde ich immer einen gemeinsamen Konsens.

Man kann es sich in der aktuellen Situation überhaupt nicht leisten, engagierte Fans abzulehnen und diese auszugrenzen. An alle Ecken fehlen die motivierten Fans, die an der Vereinsarbeit teilnehmen möchten. Der Verein braucht Leute, die Lust haben, Stühle für eine Versammlung aufzustellen oder Kuchen zu backen und für einen guten Zweck zu verkaufen. Der Verein braucht Fans, die Verantwortung beim Organisieren von Auswärtsfahrten übernehmen; Fans, die helfen ein Jugendturnier zu planen. Die Liste könnte ich hier noch endlos fortführen.

Einen übermotivierten Digitalfan brauchen wir im Gegenzug allerdings nicht, und genau die werden aktuell proaktiv gezüchtet. Mit der Neuzeitdroge „I like“ wird dieser fast stündlich auf Niveau gehalten. Vermutlich wird keiner dieser Junkies den Weg in die aktive Fanarbeit finden.

Es ist dringend notwendig, alte Gewohnheiten abzulegen und neue Wege zu beschreiten. Gerade in den letzten Wochen rund um Katar sehen wir,­ wo aktuell die Reise im Fußball hinführt. 

Meinen Antrag auf Teilnahme an der großen Fanrunde habe ich offiziell zurückgezogen.