Nach langwierigen Verhandlungen zwischen Fortuna Düsseldorfs ehemaligem Vorstand Thomas Röttgermann und Vertreter*innen von Fortunas Fanorganisationen einigten sich die Parteien im Juli 2021 auf die Verabschiedung eines Positionspapiers zur WM 2022 in Katar. Es folgten kritische Anmerkungen aus Teilen der Fans und Mitglieder, die sich in erster Linie darüber aufregten, dass kein WM-Boykott gefordert wurde.
Neun Monate später, mittlerweile mit Alexander Jobst als neuem Vorstandsvorsitzenden, erfolgte die Wende: Auf ihrer Mitgliederversammlung am 28. April 2022 wurde mit deutlicher Mehrheit beschlossen, das bestehende Positionspapier aus dem vergangenen Jahr zu ergänzen. So heißt es nun unmissverständlich: „Die Mitgliederversammlung spricht sich klar und eindeutig für einen Boykott der deutschen Nationalmannschaft bei der WM 2022 in Katar aus.“ Eine Position, die ausdrücklich vom Verein und ihrem Vorsitzenden Jobst unterstützt wurde. Unverändert übernommen wurde der Passus des Positionspapiers, dass sich der Verein „weiterhin über dieses Thema austauschen“ will. Außerdem wird jeder engagierte Fußballfan aufgefordert, „sich an diesem Diskurs zu beteiligen“.
Fortuna Düsseldorf ist damit bis heute der einzige Bundesligist, der sich dank der Forderungen aus der Fanszene und der Mitglieder klar und deutlich für einen WM-Boykott ausgesprochen hat.
Doch was macht der Verein damit? Im Augenblick zu wenig. In der Pressemitteilung zur Mitgliederversammlung wird zwar erwähnt, dass sich eine Mehrheit der Stimmberechtigten für einen WM-Boykott und die Änderung des Positionspapiers ausgesprochen hat. Eine Verlinkung zum modifizierten Papier findet sich in der Mitteilung nicht und der geänderte Passus wurde erst Wochen nach der Mitgliederversammlung klammheimlich in die Erklärung aus dem Jahr 2021 eingefügt.
Und sonst? Auch nicht viel mehr. Es werden keine Diskussionsrunden oder Infoveranstaltungen für interessierte Fans und Mitglieder angeboten. Gelegenheiten, die Position des Vereins öffentlich zu vertreten und beispielsweise mit Vertreter*innen von Amnesty International ins Gespräch zu kommen, nicht wahrgenommen.
Stellt sich die Frage: Warum fehlt es Fortunas Verantwortlichen an Mut, den Beschluss der Mitgliederversammlung offensiv zu vertreten? Egal was es ist, @Fortuna Düsseldorf, geht raus und verkündet eure Botschaft. Redet mit euren Fans und Mitgliedern, nehmt die Stadt mit ins Boot, die Kneipenbesitzer*innen. Tauscht euch aus mit den anderen Düsseldorfer Sportvereinen, mit Menschenrechtler*innen. Vereint euch im Kampf für Vielfalt und die Einhaltung von Menschenrechten – in Flingern, Düsseldorf, Frankfurt, Nyon, Zürich, Katar und Oberbilk.
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